Problemstellung

Wie alle Sinnesorgane ist auch das Auge bei der Geburt nicht voll entwickelt. Das Sehen wird erst Schritt für Schritt gelernt. Dabei geht das Gehirn als Schaltzentrale der visuellen Wahrnehmung sehr erfinderisch vor:

Sieht ein Auge schlecht, wird es immer weniger am Sehvorgang beteiligt, weil das Gehirn das gut sehende Auge bevorzugt und das Sehschwache immer mehr unterdrückt. Diese ständige Unterdrückung führt dazu, dass das Sehvermögen des schwachen Auges immer schlechter wird und das beidäugige weiträumige Sehen schlimmstenfalls verloren geht.

Früherkennung

Um diesen ungünstigen Entwicklungsprozess zu verhindern, müssen die Fehler so früh wie möglich erkannt und behandelt werden. Manchmal genügt schon das teilweise Abkleben des besseren oder führenden Auges, um das schlechter sehende gezielt zu trainieren. Hat das sehschwache Auge noch einen wesentlichen Fehler, so ist die Verordnung einer Brille oder das Abkleben des besseren Auges notwendig. Nur so hat Ihr Nachwuchs die Möglichkeit, auch am ursprünglich schlechter sehenden Auge das volle Sehvermögen zu entwickeln.

Es ist daher wichtig auch die „harmloseren“ Augenkrankheiten, wie Kurz- oder Weitsichtigkeit, früh zu erkennen und zu behandeln. Besonders Acht geben sollten die Familien, in denen Sehfehler bekannt sind. Sie sollten den Arzt darauf hinweisen und ihn um eine entsprechende Vorsorgeuntersuchung bitten. Auch dann, wenn Ihnen an ihrem Kind ansonsten nichts auffällt.

Die für die Entwicklung der Hirnfunktionen wichtigsten Sinne sind das Hören und Sehen. Die Nervenbahnen beider Sinnesorgane verlaufen im Gehirn sehr nah beieinander. So werden bei ca. 30% der untersuchten Patienten, Erkrankungen beider Sinnesorgane festgestellt.

Unerfreulicherweise werden gemäß Bundesausschuss (G-BA) vom 16.07.2015 die Kosten für das augenärztliche Amblyopiescreening nicht übernommen.

Zum Hörscreening: http://www.hoerscreening-wl.de/

Therapie

Entspricht das Sehvermögen nicht dem Alter des Kindes, müssen wir zur Therapie übergehen. Zuerst ist hier die Korrektur durch eine Fernbrille zu nennen. Dafür müssen die Augen weitgetropft werden. Im Anschluss kann mit Hilfe der Skiaskopie die genaue Refraktion ermittelt und die optimale Brille verschrieben werden.

Ist nach einigen Wochen das Sehvermögen mit der optimalen Brille auf einem oder auf beiden Augen auch nicht altersentsprechend, muss man das bessere Auge abkleben (Okklusionstherapie) und das Sehvermögen regelmäßig kontrollieren. Diese Therapie führt man manchmal bis zum 10. oder 11. Lebensjahr fort, um ein altersentsprechendes Sehvermögen zu erhalten. Je besser die Mitarbeit der Kinder, ist, um so besser und schneller erreicht man das Ziel. Hier sind besonders die Eltern, ihre Überzeugungskraft und Geduld gefragt, denn nicht alle Kinder sind von dieser Therapie begeistert.

Schielt das Kind auch weiterhin, trotz Tragen der Brille und Okklusionstherapie, muss dieser Schielwinkel operativ korrigiert werden. Eine Schieloperation ist in spezialisieren Händen keineswegs eine komplizierte Operation. In der Regel werden beim schwächeren Auge zwei Muskeln operiert. Das Kind kann dann schon am nächsten Tag ohne Verband herumlaufen und am zweiten Tag sind alle „Strapazen“ der Operation vergessen.