Nachwuchspreis 2020 der Bielschowsky-Gesellschaft für Schielforschung und Neuroophthalmologie

Dr. Corinna Diehl, ehemalige Doktorandin der Forschungseinheit „Sehstörungen des Kindesalters“ in der Universitätsaugenklinik Frankfurt, erhielt Nachwuchspreis der Bielschowsky-Gesellschaft für Schielforschung und Neuroophthalmologie.

Frau Dr. med. Corinna Marina Diehl erhielt den Nachwuchspreis 2020 der Bielschowsky-Gesellschaft für Schielforschung und Neuroophthalmologie für ihre Promotionsarbeit „Untersuchung der funktionellen Plastizität amblyoper Patienten und neuer Modelle zur objektiven Complianceerfassung in der Amblyopietherapie“.

Die Arbeit wurde an der Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. Thomas Kohnen) in der Forschungseinheit „Sehstörungen des Kindesalters“ unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Maria Fronius angefertigt. Das Schwerpunktthema der Forschungseinheit und des Promotionsprojekts ist die kindliche Schwachsichtigkeit (Amblyopie), eine entwicklungsbedingte Störung der Verarbeitung visueller Informationen im visuellen Cortex,  die 2-5% der Bevölkerung betrifft. Standardtherapie ist das Abdecken des besseren Auges für bestimmte Stunden des Tages mit einem Augenpflaster, um eine bessere Verarbeitung der Informationen des sehschwachen Auges zu erreichen. Klassischerweise wird die Therapie nur bis zum 7. Lebensjahr verschrieben, jedoch war immer unklar, ob nachlassende Therapietreue älterer Kinder oder die abnehmende Plastizität des Sehsystems der begrenzende Faktor für eine erfolgreiche Therapie ist.

Als erste im deutschsprachigen Raum arbeitete die Forschungseinheit mit elektronischen Messgeräten zur objektiven Erfassung der Pflaster-Tragezeiten, die es ermöglichten, die Bedeutung dieser beiden Faktoren auch in dem Promotionsprojekt zu erfassen. Zum einen untersuchte Frau Diehl sehr sorgfältig technische Eigenschaften neuerer Versionen der Messgeräte, um deren Möglichkeiten und Grenzen zu eruieren.  Zum anderen fand sie bei amblyopen Kindern auch jenseits des „klassischen“ Therapiealters einen signifikanten Visusanstieg. Auf ihren Vorschlag hin wurde die Therapie-Effizienz als indirektes Maß für die Plastizität eingeführt, und es zeigte sich eine signifikante logarithmische Abnahme zwischen dem Alter von 5 und 16 Jahren. Die Ergebnisse legen nahe, dass älteren Kindern die Therapie nicht vorenthalten werden sollte, dass jedoch weiterhin die frühe Diagnose und Therapie das primäre Ziel sein sollte. Dazu die Betreuerin Prof. Fronius: „Die Ergebnisse dieser Dissertation sind interessant nicht nur für die Augenheilkunde, sondern auch für  die Neuroplastizitätsforschung und die Medizintechnologie. Sie wurden inzwischen in der internationalen Fachzeitschrift Vision Researchpubliziert.

Wir freuen uns sehr für Frau Dr. Diehl, dass ihre Arbeit mit diesem Preis ausgezeichnet wurde.“ Dazu Prof. Kohnen, Direktor der Augenklinik: „Dieser Preis ist ein weiterer Beleg für die 20-jährige erfolgreiche Arbeit unserer Forschungseinheit, die Klinik und Forschung in hochwertigen interdisziplinären Projekten verbindet. Ich freue mich immer, wenn es gelingt, interessierte Promovierende wie Frau Diehl an sorgfältiges wissenschaftliches Arbeiten heranzuführen.

Der Dank geht an mehrere Organisationen, die das Projekt finanziell unterstütz haben: die Deutsche Ophthalmologischen Gesellschaft und die Bielschowsky-Gesellschaft für Schielforschung und Neuroophthalmologie (Forschungspreise an M. Fronius), sowie an den Verein Augenstern e.V. – Helfen zu Sehen.

Herzliche Gratulation an die Preisträgerin Frau Dr. Diehl.